Moment, das ist wichtig

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(ganz oben: Der "Sonder" in Stein AR: Freie hielten hier durch seit der Völkerwanderung: "Sonderrecht" - und feines Restaurant...)

Sind wir alle Weicheier geworden? Dekadent?

Klagelieder tönen durchs Land, Erleichterungen in jeder Lebenslage werden angeboten. Die Schule ist streng? Halbtagesschulen sind die Antwort, denken sogar Erziehungsdepartemente. Im Französischbuch unserer Söhne war ein Drittel kursiv - muss  nicht gewusst werden. Ein Drittel war in normaler Druckstärke - nur mündlich. Bloss der fettgedruckte Rest war zu lernen.

Das Arbeiten fordert ein bisschen Energie? Der Mensch erträgt plötzlich nur noch eine Viertageswoche, schlagen viele vor. Im Alter fliesst das Einkommen nicht mehr wie früher? Die Verfassung verspricht "die Fortführung der gewohnten Lebenshaltung" - an über zwei Millionen Rentner, mit schwindenden Zahlen junger aktiver Zahlenden. Kein Problem. Schon gehen wieder Studien und Klagen um, die Renten deckten immer weniger Ausgaben.

Inflation und Energiepreise wüten? Kompensationen in Tausendmilliardenhöhe werden im übrigen Europa an die Haushalte ausgerichtet, als "resilience" bezeichnet, und in der Schweiz übersehen manche Inflationsklagen, dass sie hierzulande vernachlässigbar ist.

Die Krankenkassen werden unbezahlbar? Erstens stimmt es nicht, weil die Löhne mindestens in absoluten Beträgen schon mal mehr stiegen dieses Jahr, zweitens hat das Parlament Sparmassnahmen blockiert, wie Bundesrat Berset richtig sagt, drittens hat das Volk selbst den Grundkatalog um die "Natur"medizin erweitert, und viertens erwartet jeder untrainierte Automobilist mit dünnen Beinchen und dickem Bauch, dass alle Gelenke durch künstliche Scharniere ersetzt werden. Die Gesundheitskosten sind ein Mengenproblem, kein Preisproblem.

Gruppenbezeichnungen werden grundlos von Schreiern ohne Auftrag als unerträglich bezeichnet, deshalb haben wir Gehörlose (statt Taube), Erziehungsberechtigte (statt Papi und Mami - wenigstens in der Stadtzürcher woke-Bürokratie), Migranten (statt Asylbewerber), keine Stino's mehr (Stinknormale, denn die Gesellschaft besteht ausschliesslich aus klagenden extrem kleinen Minderheiten).

Kurz - es dadrf nichts weh tun. Wie dieser überschuldete, wehleidige Kontinent und die rundum versorgten, abgefederten Schweizer Bürger einen allfälligen Zweiten Kalten Krieg (so der Historiker Niall Ferguson) geduldig und genügsam ertragen sollen, bleibt offen. Die EU will ausserdem die Ukraine aufnehmen - und dadurch zusätzliche 1200 km. direkte Grenze zu Russland bekommen. Die Schweiz würde, mit anvisierter NATO-Kooperation und Sanktionen mitdrinhängen. All die Klagen kontrastieren mit den heroischen Sprüchen von Widerstand. Butterbäuche im Kampfanzug, wer glaubt's?


Bücher:

"Wenn alles reisst, hält die Schweiz? Krieg, Euro, Migration, Schulden, Inflation, Aufruhr, Geopoliltik", Stämpfli, 2023

"Vermögen für alle. Wer die bessere Verteilung hemmt, und wie wir sie erreichen", NZZ libro 2022

"Der Superstaat - von Bürokratie und Parteizentralen und wie man den schlanken Staat zurückgewinnt", NZZ-Verlag, 3. Auflage

"Staatsgeheimnisse. Was wir über unseren Staat wirklich wissen sollten", NZZ libro, 2016