Woke – die faulen Argumente und wie man sie kontert
Basis ist eine Schuldzuweisung, eine Kollektivschuld, an Weisse, darunter die Männer. Sklaverei, Imperialismus, Kapitalismus – alles im gleichen Topf. Alle anderen sind Opfer im Laufe der Geschichte und Gegenwart. Das Sahnehäubchen dabei – manche Woker teilen die Juden auf – die Sephardim sind auch Weisse, und Unterdrücker, nur die anderen Juden sind Opfer.
Diese Zuweisung negiert die Ethik der Individuen, und schafft umgekehrt Rassismus, also Zuschreibung aufgrund von Rasse. Diese Leute kommen gar nicht mehr von ihrer Rassen-Lupe weg. So aber gibt es keine seriöse Soziologie, Anthropologie, Ethnologie mehr, denn diese verdeutlichen, wissenschaftlich und fair, meist eben Gruppeneigenschaften, ohne Leidenschaft.
Woke aber ist anwaltschaftliches Reden für Gruppen und Individuen, die es gar nie verlangten.
2. Stammbaum dieser Vorurteile
J.-J. Rousseau, deutsche Romantik (Schelling, Hegel, Herder, Fichte, Marx): alle Werte sind bedingt, es zählt subjektives Wollen, Fühlen, Selbstverwirklichung, Gesellschaft ist bedingt, falsch aufgezogen, «Wild in the woods» aus armen Ländern sind besser als Technik, als Zivilisation. Viele Drittweltbewegte vertreten meist unbewusst dieses falsche Ideal der nicht-europäischen Völker als naturverbunden, ursprünglich, friedlich, ohne Ansprüche von Macht, Sex, Eigentum, Selbstinteresse. Diese Aussereuropäer würden verdorben durch die technisch-ökonomische Entwicklung (Rousseau).
Umgesetzt wurde dieser Absud in «french theory» (déconstruction alles Logischen, Hergekommenen, Faktischen als Herrschaft) durch Lacan, Baudrillard, Deleuze, Foucault, Derrida et al., mit Zitatfetzen aus Nietzsche und Heidegger. »Postmodern» als «Post-Aufklärung». Die Hetze gegen die Aufklärung bringen auch russische, slavische Autoren vor, und Putin zitiert sie gerne.
Wie in der kommunistischen Linken (und den Rechten z.B. 1933-45) gilt den Wokern «Parteilichkeit» als Mass, nicht Faktizität. Was der Woke-Theorie widerspricht, ist falsch, auch in der Geschichte – daher müssen alle Zeugnisse, Denkmäler, Belege gecanzelt werden. So etwa klare Belege, dass die Schwarzen in Afrika von den Stammesführern und arabischen Händlern zusammengetrieben und den wartenden westlichen Schiffen vor der Küste angedient wurden. Oder dass die islamischen Länder auch ca. 20 Millionen Schwarze versklavten; aber da sie diese kastrierten, gibt es keine schwarze Bevölkerung dort (u.a. Wirtschaftshistoriker Prof. Paul Bairoch, «Mythes et paradoxes…»).
Nach Kritik und ausweglosem Negativismus ist diese french theory erschlafft, jedoch eins-zu-eins in den USA seit 20 Jahren aufgenommen worden, verstärkt um ausdrücklich anti-zivilisatorische, antiwestliche Traditionen (entstanden aus Anti-Rassismus der Blacks, Feminismus, Anti-Kolonialismus, Dritt-Weltromantik, Anti-Kapitalismus, und diese meist als «collage-Wissenschaft» alles zusammen....
Doch die Aufklärung und die daraus entsprungene technische Zivilisation Europas ist selbst erarbeitet, nicht durch Kolonialismus etc. gestohlen. Ein Geschenk an die Menschheit. Sie schuf die Lebenschancen für die heutigen 6 Milliarden Menschen. Sie schafft auch Freiheit, wenn man die Aufklärung ernst nimmt.
3. Psycho-Terror
Keine kulturelle «Aneignung» durch Weisse ist erlaubt, also eine Abgrenzung von anderen Gruppen: dies schafft die sonst ebenso gesuchte «diversity» gleich wieder ab. Uebernahme kultureller Zeichen, Praktiken von anderen ist aber ein Kompliment, und wurde in allen Gesellschaften gepflegt. Das Gegenteil schliesst alle im Gefängnis eigener Zustände ein.
In USA und UK vor allem schieben die Woker «you hurt me» gegen alle Andersdenkenden als Riegel vor, ebenso wird dies und alles sonst zur «micro-aggression»: subjektive Gefühle der einen werden zu einem Fakt, und damit zum Redeverbot aller andern. Moral und Gefühle sind jedoch nicht verhandelbar, nicht objektivierbar.
Das führt zu Absurditäten, welche die Woker sonst bekämpfen: Wenn nicht mehr gelten soll, «der Beste erhält den Job» (weil alle andern dies als micro-aggression erleben, (Russell Group Universities UK), dann sind alle, die einen Job haben, nicht die Besten, sondern Quoten-LGBT+!
Oder es führt zu Windungen wie jener (Imperial College, London), dass man einen schwarzen Studenten in London nicht für sein gutes Englisch loben darf, denn das heisst (bei Wokern, die stets Rassismus im Kopfe haben), dass man sonst annimmt, Schwarze könnten das nicht spielend lernen.
Eine groteste Absurdität leisten sich die Autoren einer Wegleitung für Lehrer in England: sie sollen "whiteness"-Haltungen kritisieren, nämlich "meritocracy, objectivity, individualism". Verdammenswert sind also zutiefst aufklärerische Werte wie die Anerkennung von Leistung, die Objektivität und der Individualismus. Muss man daraus schliessen, dass "non-whites" die Tugenden der Faulheit, der Verdrehung von Fakten und des Massenverhaltens üben? Das ist das Ausweglose an Woke: sie heben alle eigenen Vorstellungen auf und sind indirekt blanker Rassismus.
4. Die Geschlechter
Mann oder Frau zu sein, ist eine grundlegende anthropologische Tatsache. Eigentliche Hermaphroditen sind äusserst selten. Doch das Geschlecht werde konstruiert, heisst es, durch Konvention, Soziokultur etc. . Aber das ist grotesk, wird weit übertrieben und die Diagnose verdeckt die tatsächlichen physischen und mentalen Unterschiede (die überdies erfrischend und ergänzend sind). Dass bei aller Bipolarität das Verhalten, das subjektive Empfinden stark variieren kann, ist normal, soll aber nicht zivilrechtlich frei veränderbar sein, mit allen Folgen (Militär, Eherecht, Erbrecht, Namen etc.).
5. Das Reden und Schreiben
Es gilt (im dt.) das generische Grammatikgeschlecht: «Der Lehrer hat es heute schwer».
Das generische Maskulinum muss und darf verwendet werden, wenn eine Gruppe insgesamt angesprochen ist, Berufe, Nationalitäten etc. Hingegen wird ein Redner an einer Pädagogentagung einleiten, „sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer“, eine Rednerin könnte eleganterweise sagen: „Sehr geehrte Lehrer und Lehrerinnen“.
Die Schrift muss dem Reden gleich sein – Vokale, Konsonanten. Sonst gleitet man in eine unkommunizierbare Zeichensprache ab.
6. Die Zukunft ist mixt
Die Weltgesellschaft tritt in vielen Ländern in eine «mixité» oder «métissage» ein, wie man in Frankreich sagt – die Gruppen mischen sich durch «intermarriage». Was sagen die Woke-Leute dazu? Wo steht Barack Hussein Obama mit weisser Mutter und schwarzem Vater aus Kenia? Da ist nichts mehr festzumachen, da versagt die Rasseneinteilung, da hört die Zuweisung von Schuld, Opfersein, Macht, Ohnmacht auf, und plötzlich haben alle die gleiche Geschichte und Gegenwart – und hoffentlich Zukunft.
7. Weiterlesen:
Helen Pluckrose, James Lindsay, « Cynical Theories”, 2020
Pascal Bruckner: «Un coupable presque parfait. La construction du bouc émissaire blanc », Bernard Grasset, Paris, 2020
Ayaan HJirsi Ali, NZZ vom 18. 7. 2023: «In Amerika greift die Ideologie des Wokeismus um sich…»